
Diözese Eisenstadt: Gedenkstätte erinnert an "Südostwall"
Mit einer Gedenkstätte in Deutsch Jahrndorf erinnert die Diözese Eisenstadt an den geplanten Bau des "Südostwalls", zu dem der junge Josef Ratzinger - der spätere Papst Benedikt XVI. (1927 - 2022) - mit unzähligen anderen Menschen verpflichtet wurde. Insgesamt mussten bis zu 300.000 Menschen das Stellungssystem, das von den Weißen Karpaten bis an den Fluss Drau geplant war, errichten.
"Das Denkmal erinnert an die Opfer von Gewalt, Krieg, Diktatur und Terror - gestern wie heute - besonders an die Opfer der Tat am Pfingstdienstag in Graz. Wir dürfen keine Anwälte des Todes sein, sondern müssen Propheten des Lebens werden", betonte Bischof Ägidius Zsifkovics im Rahmen der Segnung am Donnerstag. Das Friedensmal ist ein Gemeinschaftswerk von Land Burgenland, Diözese Eisenstadt, Erzabtei Pannonhalma und Gemeinde Deutsch Jahrndorf.
"Die Stätte soll ein Ort der Erinnerung, der Stille und der Hoffnung sein - getragen von der Botschaft: Gott ist die Liebe", so Zsifkovics, der auch an die Zwangsarbeiter erinnerte, "die beim Bau des nie vollendeten Südostwalls leiden und sterben mussten". Neben Angehörigen der Hitlerjugend, sogenannten Ostarbeitern und der ortsansässigen Bevölkerung wurden 30.000 ungarische Juden ab November 1944 als Zwangsarbeiter zur Errichtung des Südostwalls verpflichtet, heißt es auf der Website der Diözese.
Auch der Erzabt der Erzabtei Pannonhalma, Cirill Tamás, betonte: "Übernehmen wir gemeinsam Verantwortung für den Frieden in dieser Welt. Möge dieser Ort alle Besucherinnen und Besucher daran erinnern, dass es ein Ort des Friedens ist." Die Gedenkstätte wurde von Künstler Daniel Bucur aus Gols gestaltet.
Im Herbst 1944 wurde Josef Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., als 17-Jähriger zur Ableistung des sogenannten "Reichsarbeitsdienstes" (RAD) in das Reichsarbeitsdienstlager nach Deutsch Jahrndorf abkommandiert. Im November 1944 wurde das Arbeitsdienstlager aufgegeben und die Jugendlichen, unter ihnen Josef Ratzinger, konnten nach Bayern heimreisen. Ratzinger schrieb u.a. in seinem Buch "Aus meinem Leben" und Briefen an Bischof Zsifkovics über diesen Lebensabschnitt. Als sich Ratzinger 1966 anlässlich eines Vortrages in Eisenstadt aufhielt, besuchte er zusammen mit dem damaligen Diözesanbischof Bischof Stefan Lászlo noch einmal Deutsch Jahrndorf und die Stätte des ehemaligen Reichsarbeitsdienstlagers. Von den Gebäuden ist nichts mehr erhalten.
Quelle: kathpress