
Grünwidl: Kirche braucht "pfingstliche Erneuerung"
Mit einem Appell zur inneren Erneuerung der katholischen Kirche hat der Apostolische Administrator der Erzdiözese Wien, Josef Grünwidl, am Pfingstsonntag im Wiener Stephansdom zum Mitwirken an einer "pfingstlichen Kirchenkur" aufgerufen. Die Kirche sei "blass und müde" geworden und müsse dringend neue Lebenskraft aus dem Evangelium und dem Wirken des Heiligen Geistes schöpfen, betonte Grünwidl in seiner Predigt. Der gegenwärtige Zustand der Kirche sei anders als bei ihrer Geburtsstunde: "Bunt und lebendig ist es bei deiner Geburt und Feuertaufe zu Pfingsten in Jerusalem vor rund 2000 Jahren zugegangen." Heute leide die Kirche jedoch an einer Herzschwäche und "oft stelle ich bei dir auch eine gewisse Sehschwäche und eine zunehmende Schwerhörigkeit fest".
Als Antwort auf diese Diagnose verwies Grünwidl auf die von Papst Franziskus initiierte und unter Papst Leo XIV. fortgesetzte synodale Kirchenreform: "Synodalität ist ein wirksames Medikament gegen deine Schwerhörigkeit und kann dein Gehör für die leise Stimme des Heiligen Geistes sowie für die Hoffnungen und Sorgen der Menschen wieder schärfen." Die synodale Kirchenkur könne auch die "Sehkraft" der Kirche verbessern, sodass sie "nicht ängstlich zurück-, sondern zuversichtlich nach vorne schauen" könne.
"Auch gegen deine Herzschwäche kennt der Heilige Geist sicher ein Heilmittel", so Grünwidl mit Blick auf den "Pfingstgeist", der das Herz der Kirche stärken solle, "damit es nicht müde wird, für die Würde des Menschen, die Bewahrung der Schöpfung, für Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit zu schlagen".
Besonders notwendig sei ein "liebendes Herz" der Kirche, das sich nicht nur den Angepassten, sondern auch den Fragenden, Suchenden und jenen mit "abweichender Lebensführung oder sexueller Orientierung" zuwende. "Für die Einheit in der Vielfalt brauchst du ein starkes, liebendes und weites Herz, nur dann kannst du als Weltkirche 'katholisch', das bedeutet allumfassend und für alle da sein."
Zum Abschluss rief Grünwidl die Gläubigen auf, der Kirche ein "pfingstliches Versprechen" zu schenken: "Wir werden uns intensiver mit der 'Partitur', dem Evangelium, beschäftigen und uns mehr nach dem 'Dirigenten', dem Heiligen Geist, richten." Das Gebet um Erneuerung solle dabei nicht abstrakt bleiben: "Fange bei mir an."
Quelle: Kathpress