
Kärnten: Kirche im Einsatz für Frieden und Versöhnung
Auf die Bedeutung von Verständigung, Frieden und der Stärkung der Verbundenheit untereinander hat der Kärntner Bischof Josef Marketz am Freitag beim zweisprachigen Kulturfest "Das gemeinsame Kärnten (er)leben" hingewiesen. Er hoffe, so Marketz, dass der heutige Festtag dazu ermutige, "uns in der Gegenwart mit aller Kraft für Verständigung und Frieden einzusetzen, die Nöte der heutigen Zeit wahrzunehmen und Schritte zu setzen, die Verbundenheit ermöglichen und niemanden ausschließen". Marketz konnte zu dem Fest in der bischöflichen Residenz in Klagenfurt hohe Repräsentanten aus Politik, Kirche, Kultur und Gesellschaft begrüßen.
Die Kirche habe Menschen durch Krieg und Wiederaufbau begleitet, in schweren Zeiten Trost gespendet und in Umbrüchen Orientierung geboten. "Heute ist sie mehr denn je herausgefordert, ein Ort der Hoffnung zu bleiben - angesichts von Unsicherheit, Krisen und Fragen der Zukunft", sagte Bischof Marketz.
Kultureller Höhepunkt des Festakts war die Präsentation der Kunstinstallation "einklang - sozvocje" von Natasa Siencnik und Wolfgang Puschnig. Die Kunstinstallation ging aus einem künstlerischen Wettbewerb als Sieger hervor, den die Diözese Gurk in Erinnerung an die Pionierarbeit von Ernst Waldstein-Wartenberg und Valentin Inzko sen. für das Miteinander der beiden Volksgruppen in Kärnten ausgerufen hat. Die beiden haben u.a. die Kärntner Diözesansynode in den frühen 1970er-Jahren wesentlich mitgestaltet.
Mit Blick auf die Kunstinstallation würdigte Bischof Marketz Waldstein-Wartenberg und Inzko sen. als "Botschafter der Verständigung". Die beiden hätten sich "mit ganzer Kraft dafür eingesetzt, dass in den auf die Diözesansynode folgenden Jahrzehnten ein neues Miteinander möglich wurde". Die Kunstinstallation solle gleichzeitig "an alle Frauen und Männer erinnern, die sich in Kirche, Politik, Kultur und anderen gesellschaftlichen Bereichen für das Gemeinsame stark machen und stark gemacht haben".
Siencnik und Puschnig hätten mit ihrer Kunstinstallation "dieses Gemeinsame der Sprachen und Kulturen in Kärnten ins Heute übersetzt". Die Installation lade zur Besinnung, zum Einnehmen unterschiedlicher Perspektiven, zum Hinhören auf vertraute und neue Melodien, zum Beschreiten und Betrachten von sich verändernden Formen und Farben ein.
Auf einem 2,5 Meter großen Kubus sind bunte PVC-Schnüre wie Saiten eines Musikinstruments gespannt. Die Farben vermischen sich je nach Betrachterperspektive. Der Hohlkörper der Rahmenkonstruktion dient als Klangkörper für die Melodien von zwei in Kärnten sehr bekannten Liedern - ein deutsch- und ein slowenischsprachiges Volkslied -, die in der Art eines Spielwerks zu einer neuen, dritten Komposition arrangiert wurden.
Sauer: Vielfalt als Geschenk begreifen
Der evangelische Superintendent Manfred Sauer bezeichnete den Festtag der Katholischen Kirche Kärnten als gutes Beispiel dafür, wie es gelingen könne, "Brücken zu bauen, voneinander zu lernen und sprachliche, kulturelle und religiöse Vielfalt als Geschenk und Chance zu begreifen". Es sei gleichsam eine "kreative Kraftquelle, aus der unglaublich Schönes, Gutes und Heilvolles fließen und entstehen kann", betonte der Superintendent. Die Harmonie zweier Stimmen werde im Kunstwerk eindrucksvoll umgesetzt, sagte Sauer und ermutigte dazu, die Idee dieses Kunstwerkes weiterzudenken - "für die Konfessionen, vielleicht sogar für die Religionen, für den politischen Diskurs, ja für das Zusammenleben überhaupt".
Politik dankt Bischof Marketz
Bundesministerin Claudia Plakolm verwies in ihrem Grußwort auf die "verbindende Funktion" der Kirchen und dankte Bischof Marketz für dessen Initiative für diesen Festtag als Beispiel für ein "gutes und konstruktives Miteinander". Es sei ihr vor allem auch als Europaministerin sehr wichtig, "in alle Richtungen Brücken zu bauen", so Plakolm. Sie betonte die Notwendigkeit, "sich noch stärker zu den Volksgruppen in Österreich zu bekennen, diese sichtbar zu machen und zu unterstützen".
Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser dankte Bischof Marketz ebenfalls für seine Initiative. "In einer Zeit, in der wir mit gesellschaftlichen Spannungen und Polarisierungen konfrontiert sind, ist es ein starkes Zeichen von Bischof Marketz und der Katholischen Kirche Kärnten, die Begegnung und das Gemeinsame in den Mittelpunkt zu stellen", so Kaiser. Es sei die Vielfalt, basierend auf respektvollen Dialogen und einem achtsamen Miteinander, die Kärnten ausmache. "Die Zweisprachigkeit - unsere gemeinsame Verantwortung und unser kulturelles Erbe - steht dabei symbolisch für das, was gelingen kann, wenn man Brücken baut statt Mauern zu errichten", sagte der Landeshauptmann.
Erinnerungen an zwei Pioniere der Versöhnung
Valentina Inzko Fink, Enkelin von Valentin Inzko sen. (1923-2022), und Maximilian Waldstein-Wartenberg, Enkel von Ernst Waldstein-Wartenberg (1925-2019), sprachen darüber, was ihnen persönlich vom Einsatz ihrer Großväter in Erinnerung bleibt und was deren Wirken für das Handeln heute und in der Zukunft bedeutet. Ihr Großvater habe "ein bedeutendes politisches Vermächtnis hinterlassen - nicht nur für uns, die Kärntner Slowenen, sondern für ganz Kärnten und Österreich", so Valentina Inzko.
In einer Zeit, in der andere schwiegen oder schürten, habe sein Großvater den Dialog gesucht, sagte Maximilian Waldstein-Wartenberg: "Er war überzeugt: Zweisprachigkeit ist kein Risiko, sondern ein Reichtum. Und wer nicht zuhört, wird auch nicht verstanden."
Im Anschluss an die Ansprachen stellte Kurator Igor Pucker gemeinsam mit der Künstlerin Natasa Siencnik und dem Musiker Wolfgang Puschnig deren Kunstinstallation und die Idee dahinter vor. Kunst sei, so Pucker, "eine Form, die Hoffnung darstellt und Brücken baut zu Gemeinsamkeiten". Siencnik und Puschnig betonten "die gute und bereichernde Zusammenarbeit" bei der Kunstinstallation.
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von Tonc Feinig und Edgar Unterkirchner sowie den beiden Quartetten"ZwaZwatett" aus Radenthein und "Stirje iz ene hise" aus St. Primus/St Primoz.
Quelle: kathpress