
Theologen zum Konklave: Zukunft des Papstamtes steht auf dem Spiel
Wenn ab kommender Woche ein neuer Papst gewählt wird, geht es dabei nicht nur um eine Personalentscheidung oder um die Frage, welche Richtungsentscheidungen ein neuer Papst für die Kirche bedeutet - es geht auch darum, wie das Papstamt von einem Franziskus-Nachfolger verstanden und ausgefüllt wird. Darin zeigten sich die Theologen Prof. Dietmar Winkler, Prof. Bernd Hillebrand und Prof. Hubert Wolf in einer neuen Folge des Podcasts "Diesseits von Eden" überzeugt. Das Papstamt habe nach wie vor "eine ungeheure Faszination", jetzt brauche es aber "einen 'katholischeren' Papst in dem Sinne, dass er Katholizität als Ausdruck von Breite und Vielfalt zulässt" und zugleich verbindliche Entscheidungen trifft, wo dies nötig ist, so der Münsteraner Kirchenhistoriker Wolf.
Wolf, Winkler und Hillebrand würdigten die besondere seelsorgliche Art, durch die Franziskus das Papstamt insgesamt "menschlicher" gestaltete - sie monierten aber zugleich einen Mangel an Entscheidungswillen. Nachdem Franziskus mit einer klaren Reformagenda gerade auch im Blick auf die Art, sein Amt auszuüben, gestartet sei, sei es bei der Amazonien-Synoode 2019 zu einem "Kipppunkt" gekommen, so Wolf. Denn dort sei Franziskus gerade bei der Frage der Ermöglichung verheirateter Priester von seinem Kurs des Hinhörens auf die Anliegen der Menschen und Bischöfe bzw. Priester vor Ort abgewichen und sei da "mit Souveränität und Schweigen drüber hinweggegangen", so Wolf.
Eine "hohe Tranformationsdichte" machte der Salzburger Kirchenhistoriker Winkler bei Franziskus aus. Man habe einen Menschen erlebt, der anders als bisherige Päpste sprach und handelte und sich sogar als "korrekturfähig" erwies. Damit habe Franziskus im Blick auf das Papstamt "einen Kulturwandel angestoßen, hinter den man nicht mehr zurückkommt", zeigte sich Winkler überzeugt. Diesen besonderen neuen "pastoralen Stil" machte auch Hillebrand aus - er warnte jedoch davor, dass ein möglicher neuer Papst diesen Stil auch rasch wieder beenden bzw. neue Akzente setzen könnte, da persönlicher Stil keine Verbindlichkeit für das Amt besitze. Es mangele an "Dogmatisierung" des neuen Stils.
Einen Stolperstein orteten die Theologen in den Weichenstellungen, die das Erste Vatikanische Konzil 1870 vorgenommen hat, indem es den Papst mit einer extremen Machtfülle ausgestattet hat. Dieses Bild des absoluten Monarchen sei heute noch immer bei vielen Menschen und vor allem auch bei Bischöfen vorherrschend im Blick auf den Papst. "Eigentlich ist dieses seit 1870 total aufgepumpte, überladene Papsttum eine ganz gewaltige Überforderung für einen Menschen", so Wolf. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) habe diesbezüglich zwar bereits einige korrigierende Pflöcke eingeschlagen, ergänzte Winkler. Auch habe Papst Franziskus etwa mit der Selbstbeschreibung, dass die Kirche von Rom jene sei, die den "Vorsitz in der Liebe" führe, eine Kurskorrektur eingeleitet und an frühkirchliche Traditionen angeschlossen.
Es stehe aber eine Weiterentwicklung an, für die es eine vielversprechende Grundlage mit dem vatikanischen Dokument "Der Bischof von Rom" aus dem vergangenen Jahr gebe, so Winkler weiter. Dieses Studiendokument trage alle ökumenischen Dialogergebnisse im Blick auf das Papstamt zusammen. Offen sei allerdings eine breite Rezeption dieses Dokuments, um auf dieser Basis tatsächlich zu Neuregelungen für das Papstamt zu kommen. "Wir sind auf diesem Weg gerade erst am Anfang - aber es ist wichtig, denn nur so kann daraus auch etwas werden."
(Aktuelle Folge des Podcasts "Diesseits von Eden" der Theologischen Fakultäten in Österreich: https://diesseits.theopodcast.at/papst-franziskus-tod-zukunft-papstamt-theologie)
Quelle: kathpress