
Caritas warnt vor Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhalts
Die Caritas hat sich am Samstag vehement für die Beibehaltung der steuerlichen Absetzbarkeit von Spenden sowie des Kirchenbeitrags ausgesprochen. Andernfalls sieht sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet. Die "Kleine Zeitung" hatte am Freitag über Forderungen der FPÖ im Zuge der Koalitionsverhandlungen berichtet, die Absetzbarkeit zu "redimensionieren" bzw. ganz abzuschaffen. "Uns liegen noch keine Detailinformationen zur offenbar diskutierten Abschaffung der Absetzmöglichkeit für Spenden und Kirchenbeitrag vor. Beides gemeinsam stellt einen massiven Angriff auf die Religionsgemeinschaften dar und soll anscheinend auch die finanzielle Grundlage von Vereinen und anderen gemeinnützigen Organisationen schwächen", so Caritas-Generalsekretärin Anna Parr gegenüber der "Kleinen Zeitung" (Samstag).
Gemeinnützige und Freiwilligen-Organisationen leisteten in den Bereichen Soziales, Pflege, Behindertenbetreuung, Rettung, Obdachlosenarbeit, Naturschutz, Brauchtum, Sport, Kultur, Jugendarbeit oder Menschenrechte unverzichtbare Arbeit für alle Menschen in Österreich, so Parr: "Kommt es zu diesen Einschränkungen, hätte das massive Auswirkungen auf den gesamten gemeinnützigen Sektor."
Betroffen davon seien als Erstes Spenderinnen und Spender, die unterstützen wollen. In der Folge würde das Spendenaufkommen für die Organisationen und damit deren Leistungsfähigkeit zu sinken drohen. Die mittel- bis langfristigen Folgen seien genauso wenig zu unterschätzen. So fürchte die Caritas eine Schwächung des Ehrenamts, was keinesfalls im Interesse der Politik sein könne, zeigte sich Parr überzeugt.
Wenn Spenden und Beiträge zurückgehen, wären dann vor allem die Bundesländer gefragt, die dann im Bereich Armutsbekämpfung, Obdachlosenarbeit oder Rettungsdienste vermehrt Mittel aus ihren Budgets zur Verfügung stellen müssten. Vor dem Hintergrund kommender Sparbudgets "kann das weder im Interesse der öffentlichen Hand noch der Bevölkerung sein", so die Caritas-Generalsekretärin.
Auch hinsichtlich humanitärer Hilfe - dazu zählen die medizinische Versorgung, das Sicherstellen von Trinkwasser oder das Verteilen von Lebensmitteln, Zelten oder Decken in Krisengebieten - appellierte Parr: "Die humanitäre Hilfe in Krisenzeiten über den Auslandskatastrophenfonds muss jedenfalls sichergestellt bleiben."
Freiwilliges Engagement in Gefahr
In gleicher Weise wie Parr äußerte sich etwa auch der Vorarlberger Caritas-Direktor Walter Schmolly. "Spenden und Freiwilligenengagement sind zwei wesentliche Säulen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt", hielt er gegenüber den "Vorarlberger Nachrichten" (Samstag) fest. Es könne nicht im Sinne einer Regierung sein, diesen Zusammenhalt zu schwächen.
Ernst Sandriesser, Direktor der Caritas-Kärnten, wird, wie er gegenüber der "Kleinen Zeitung" sagte, das Gespräch mit einigen FPÖ-Bürgermeistern in Kärnten suchen, denn Einschnitte "bei diesem wichtigen Beitrag" würden "das freiwillige Engagement schwächen". Die Caritas engagiere sich in Kärnten u.a. auch für die Entwicklungshilfe. Mit der finanziellen Unterstützung von Spendern helfe man den Menschen vor Ort, "denn diese wollen dort bleiben", betonte Sandriesser.
Thomas Stanzer, Sprecher der Diözese Graz-Seckau, sagte gegenüber der "Kleinen Zeitung", dass ein gänzlicher Wegfall der steuerlichen Absetzbarkeit des Kirchenbeitrags die Kirche jedenfalls gewaltig treffen würde. Dabei gehe es nicht nur um den Absetzbetrag, sondern um die Anerkennung der kirchlichen Leistungen in der Seelsorge, also für das Wohl vieler Menschen, "und beim Erhalt unserer Kultur, von der immer öfter die Rede ist. Wer solche Pläne durchsetzt, darf sich nicht Heimatpartei nennen." Würde der Absetzbetrag gänzlich fallen, wäre das ein "starkes Zeichen dafür, dass man der Kirche als solidarische Wertegemeinschaft schaden möchte", so der Diözesansprecher.
Quelle: kathpress